Sole Tinkturen – Salz und Wasser fangen die Heilkräfte der Kräuter ein
Für alle Kräuterbegeisterten ist jetzt eine arbeitsreiche Zeit, die aber unglaublich Freude macht. Die selbstgezogenen Kräuter und Blumen möchten verarbeitet werden und auf Wiesen und Wegen findet man das eine oder andere geschätzte Wildkraut, das noch für den Wintervorrat benötigt wird. Aber wie verarbeitet man Kräuter am besten? Da gibt es viele Möglichkeiten, wie zB Trocknen und später als Tee verwenden oder einen Ölauszug machen. Eine andere sehr beliebte Art sind Tinkturen. Meistens werden sie in Alkohol angesetzt, aber es gibt auch eine tolle Alternative dazu! Und zwar kann man Kräuter auch in einem Sole-Wasser ausziehen. Gerade für Menschen die auf Alkohol verzichten möchten, den Geschmack nicht mögen und auch für Kinder sind Sole-Tinkturen ganz wunderbar! Wie man sich selbst eine Sole macht und wie die Tinkturen funktionieren, zeige ich euch heute!
Sole – Salz und Wasser
Salz und Wasser – beides sind wichtige Bausteine ohne die wir nicht leben könnten. Gemeinsam sind sie eine lebendige Verbindung, die sich Sole nennt. Und wenn man sich verinnerlicht, wo wir überall Salz und Wasser antreffen, dann ist das schon erstaunlich. Bereits der Embryo schwimmt im Mutterleib in einer warmen Salzlösung. Aber auch unser Blut, die Lymphe oder Urin enthalten Salz-Wasser Verbindungen. Wenn man weint schmeckt man oft die sauren Tränen – denn sie bestehen ebenso aus diesen zwei wichtigen Stoffen.
Sole ist also etwas ganz normales für unseren Körper und Salz ist auch ein gutes Mittel um pflanzliche Wirkstoffe zu extrahieren. Heutzutage ist ja Salz etwas ganz normales, das man für wenig Geld kaufen kann. Es ist eher in Verruf geraten, weil wir in unserer industrialisierten Welt viel zu viel aufnehmen. Aber früher wusste man es mehr zu schätzen, es war kostbar! Und so sagte der römische Schriftgelehrte Cassiodorus schon „der Mensch kann ohne Gold, aber nicht ohne Salz leben„.
Sole – eine gesättigte Salzlösung
Das was wir für unsere Sole-Tinkturen benötigen ist eine gesättigte Salzlösung. Salz lässt sich ganz wunderbar in Wasser lösen, aber das maximale Lösungsvermögen liegt bei 26%. D.h. in 100 ml Wasser kann sich maximal 26g Salz lösen. In einer gesättigten Salzlösung können sich keine Bakterien, Pilze oder Viren vermehren – durch den hohen Salzgehalt finden sie keine guten Lebensbedingungen vor. Was für uns eine lange Haltbarkeit bedeutet! Damit auch immer sichergestellt ist, dass es eine gesättigte Salzlösung ist, gibt man etwas mehr Salz ins Wasser. Es wird also immer etwas ungelöstes Salz im Wasser bleiben.
Basis-Rezept
- 1 Liter Wasser
- 280-300g gutes Natursalz
Gebt in ein verschließbares Gefäß das Salz, übergießt es mit dem Wasser. Verrührt es gut und lasst es über Nacht stehen – danach wird sich das Salz lösen, bis es eine gesättigte Lösung ist.
Anwendungsgebiete der Sole
Eine Sole kann ganz vielfältig verwendet werden:
- Alternative zu Alkoholtinkturen, da sich mit Salz und Wasser viele Wirkstoffe lösen lassen.
- Als Würze in der Küche.
- Mithilfe einer Trinkkur kann man den Körper entschlacken und das Immunsystem stärken.
- Sie wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und durchblutungsfördernd, daher wird sie auch bei Schuppenflechte eingesetzt.
- Selbst Falten soll sie mindern können. Denn sie spendet der Haut Feuchtigkeit und lässt sie dadurch praller erscheinen.
Basilikum-Sole
In meinem Garten wächst heuer Basilikum so wunderschön und natürlich möchte ich das zauberhaft duftende Kraut auch konservieren!
Eine tolle Möglichkeit ist eine Würzsole – in eine Sprühflasche abgefüllt und über eine Platte mit Mozzarella-Tomaten gesprüht ist das ein Gaumenschmaus! Aber auch Salate oder Suppen lassen sich mit der Basilikum-Sole verfeinern. Also holt euch auch ein Stück vom Sommer ins Haus 🙂
Was brauchen wir dafür?
- 100ml Basissole
- Handvoll Basilikumblätter
Die Zubereitung ist wie bei normalen Tinkturen ganz simpel. Man gibt die kleingeschnittenen Basilikumblätter gemeinsam mit der Basissole in ein verschließbares Glas und vermischt beides gut. Die Sole-Tinktur lässt man nun ca. 4 Wochen ausziehen und dabei immer mal wieder schütteln. Danach wird die Sole abgefiltert und zB in eine Sprühflasche gefüllt, so kann sie in der Küche toll eingesetzt werden.
Kapuzinerkresse-Sole
Die Kapuzinerkresse ist nicht nur eine schöne Pflanze, die in vielen Gärten wächst. Ihre Blüten verschönen viele Salate und sie schmeckt ganz wunderbar. Aber was viele gar nicht wissen, sie wirkt durch ihre Inhaltsstoffe wie ein natürliches Antibiotikum. Die enthaltenen Senföle werden über die Harn- und Atemwege in unserem Körper ausgeschieden und entfalten genau dort über Stunden ihre antibakterielle Wirkung. Sie haben zwar nicht so eine starke Kraft wie ein Penicillin, aber sie greifen auch nicht unseren Darm an.
Die Kapuzinerkresse zählt also zu den sogenannten „Phytobiotika“ und unsere pflanzlichen Antibiotika wirken auf natürliche Weise gegen ein breiten Spektrum an Erregern. In der freien Natur müssen sie sich gegen vieles wehren und wirken so häufig auch gegen Viren und Pilze. Besonders bei Atem- und Harnwegsinfektionen wird die Kapuzinerkresse eingesetzt, aber auch bei grippalen Infekten. Und um für die kalte Jahreszeit vorzusorgen, können wir uns jetzt schon eine wirksame Kapuzinerkresse-Sole ansetzen.
Was brauchen wir dafür?
- 100ml Basissole
- Handvoll Kapuzinerkresse-Blüten/Blätter/Kapern/Samen – es können (müssen aber nicht) alle Teile der Pflanze verwendet werden
Genau wie bei der Basilikum-Sole vermischt man die kleingeschnittene Kapuzinerkresse mit der Basissole und lässt sie für 4 Wochen ausziehen. Danach wird sie abgefiltert und abgefüllt.
Tipp: Setzt euch mit einer frischen, geriebenen Kren (Meerrettich) Wurzel ebenfalls eine Sole-Tinktur an und mischt sie 1:1 mit der Kapuzinerkresse-Sole. Diese Mischung kann auch vorbeugend eingenommen werden.
Etikette zum Download
Damit ihr eure Kräuter-Solen auch wieder schön beschriften könnt, habe ich auch wieder eine Etikette für euch gebastelt. Je nachdem was ihr ansetzt – beschriftet sie mit der Pflanze und dem Herstellungsdatum! Rechtsklick auf das Bild – Speichern untern und so könnt ihr sie schon verwenden.
Wie ihr seht gibt es so viele Möglichkeiten um Kräuter zu verarbeiten und die Schätze der Natur mit Bedacht zu konservieren. Wieder viel Freude beim Entdecken der Natur – bleibt gesund und alles Liebe,
Literatur:
Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen – Anwendung – Therapie von Ursel Bühring
Die Kräuter in meinem Garten von Siegrid Hirsch und Felix Grünberger
Knospen: und die lebendigen Kräfte der Bäume von Gabriela Nedoma
Das große kleine Buch: Heiltinkturen aus Wald und Wiese: Einfach selbst gemacht von Gabriela Nedoma
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