Rosskastanien-Tinktur und Venengel gegen müde Beine
Kastanien gehören einfach zum Herbst dazu. Die kleinen, braunen Kugeln die in einer stacheligen Schale verpackt sind, erfreuten uns schon als Kinder. Sie sind ein tolles Material zum Basteln und auch zur Deko eigenen sie sich perfekt, denn man kann wunderschöne Sachen aus ihnen zaubern. Aber nicht nur optisch sind sie kleine Meisterwerke, sondern auch ihre Inhaltsstoffe sind wertvoll für uns. Und daher zeige ich euch heute wie man aus Rosskastanien eine Tinktur herstellt und daraus ein Venengel selber machen kann.
Mit wenigen ausgewählten Zutaten und der Rosskastanie im Mittelpunkt entsteht ein feines Venengel gegen schwer, müde Beine!

Die Früchte der Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) sind sehr vielseitig einsetzbar. Man darf sie aber nicht mit der Edelkastanie oder Maroni verwechseln, deren Früchte wir im Herbst gerne essen. Die Kastanien der Rosskastanie sind für uns Menschen nicht essbar, aber dennoch sehr wertvoll.
Aescin ist das enthaltene Pflanzenstoffgemisch, dass die Rosskastanie für unsere Venen so hilfreich macht. Es ist ein Mischung aus verschiedenen Saponinen und wirkt abschwellend und entzündungshemmend. Es verbessert die Elastizität der Venen und das machen wir uns auch im Venengel zu Nutze.
Die enthaltenen Saponine werden auch zum Wäsche waschen genutzt – dafür pulverisiert man die Rosskastanien und setzt eine Lauge zum Waschen an. Saponine sind seifenähnliche Inhaltsstoffe und ihr Name ist auch von dem Wort Seife, was lateinisch „sapo“ heißt, geprägt.

Die Stoffe der Rosskastanie fördern den venösen Rückfluss und verringern die Durchlässigkeit der Gefäße. Bei Krampfadern ist nämlich genau das das Problem, dass die Venenwände zu viel Flüssigkeit an das umliegende Gewebe abgeben und das Aescin stärkt die Venenwände und hilft so vorbeugend gegen Krampfadern.
Und wie nutzt man nun am besten die darin enthaltenen Stoffe? Am einfachsten ist es eine Tinktur zu machen und ich zeige euch heute wie man sie herstellt.

Herstellung einer Rosskastanientinktur
Wenn man eine Tinktur herstellen möchte, sollte man sich zunächst damit beschäftigen, welche Stoffe man aus einer Pflanze extrahieren möchte. Wie schon oben beschrieben, sind es bei uns die Saponine und Ursel Bühring schreibt in ihrem Buch „Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde„, dass sich hierfür ein Alkohol mit 20-35 % sehr gut eignet.
Für meine Tinktur habe ich einen 35%igen Alkohol verwendet. Allerdings hat man nicht unbedingt einen 35%igen Alkohol zu Hause – man kann ihn aber ganz einfach selbst mischen. Und zwar gibt es dazu die Kreuzregel. Man schreibt sich dazu auf was man hat und was man gerne möchte. Gehen wir davon aus, dass wir einen 40%igen Alkohol und Wasser haben und wir möchten aber gerne einen 35%igen Alkohol. Man rechnet dann über kreuz und würde 35-0 (Wasser hat keinen Alkohol) anschreiben – daher erhält man 35 Teile die wir vom 40%igen Alkohol benötigen. Und 40-35 sind 5 Teile Wasser die wir zum Alkohol mischen.

Insgesamt sind das 40 Teile und wenn wir eine Tinktur mit 200ml Alkohol gesamt ansetzen wollen, so kann man 200/40 rechnen was 5ml pro Anteil wären. 35*5 ergeben somit 175ml 40%igen Alkohol, den man mit 25ml Wasser mischt.
Ich hoffe das war jetzt nicht zu kompliziert und wem das zu genau ist, der kann natürlich auch einen herkömmlichen Wodka oder Korn nehmen, der meisten zwischen 38% und 40% hat.
Materialliste für die Rosskastanien-Tinktur
Nach diesem Ausflug in die Alkohol-Prozentberechnung hier nochmal kurz notiert, was wir für die Tinktur benötigen:
- Rosskastanien
- Alkohol (so viel, dass die Kastanien gut damit bedeckt sind)
- verschließbares Gefäß
Zubereitung der Rosskastanien-Tinktur
Zunächst muss man die Kastanien schälen. Wenn sie noch ganz frisch sind, geht das noch sehr einfach. Wenn kleine Stücke der Schale oben bleiben ist das nicht weiter schlimm. Gebt sie danach in das verschließbare Gefäß.

Wenn ihr damit fertig seid, könnt ihr den Alkohol über die Kastanien gießen.

Danach verschließt die Tinktur und lasst sie 2-3 Wochen an einem gleichmäßig warmen, aber nicht vollsonnigen Ort ziehen.

Nach einer Woche sieht die Tinktur bei mir so aus:

Schüttelt die Tinktur täglich, sodass die Stoffe schön gelöst werden können. Nach den 2-3 Wochen seiht die Tinktur durch einen Kaffee- oder Teefilter ab und füllt sie in dunkle Braunglasflaschen ab. Die Tinktur sollte dann ca. 1 Jahr haltbar sein.
Venengel selber machen
Unsere selbstgemachte Tinktur kann man perfekt für ein Venengel verwenden. Ein Gel eignet sich hier sehr gut, da man viel der Tinktur darin verarbeiten kann und es noch dazu schnell einzieht. Um ein Gel herstellen zu können, benötigt man einen sogenannten Gelbildner. Ich verwende hier gerne Xanthan, das man auch viel in der Naturkosmetik einsetzt. Man bekommt es in der Apotheke oder auch bei Firmen, die mit naturkosmetischen Stoffen handeln. Weiters beinhaltet mein Venengel Glycerin, da es der Haut Feuchtigkeit gibt. Denn der hohe Alkoholgehalt von unserer Tinktur kann der Haut Feuchtigkeit entziehen und daher ist das eine schöne, pflegende Komponente. Wer kein Glycerin verwenden möchte, erhöht einfach den Wasseranteil.
Materialliste für das Venengel
Update (2018) Neue verbesserte Rezeptur!
- 20 g Rosskastanientinktur
- 54 g destilliertes Wasser oder ein gutes Hydrolat, wie zB Rosmarinhydrolat (wirkt durchblutungsfördernd)
- 10 g Glycerin
- 10 g Mandelöl oder ein anderes pflegendes Öl
- 5 g Lysolecithin
- 10 Tropfen ätherischen Zypressenöl (optional)
- 1 g Xanthan transparent
- kleine Gläser zum Aufbewahren
- Becher zum Mischen
- Rührlöffel
- kleinen Mixer
Herstellung des Venengels
Bei der Herstellung von kosmetischen Mittel ist sehr stark auf Reinlichkeit zu achten. Sprüht euer Werkzeug, alle Becher und die Tiegel vorher gut mit Alkohol aus und achtet darauf wirklich sauber zu arbeiten.
Schritt 1
Gebt zunächst das Glycerin und die Rosskastanientinktur in einen Becher und rührt das Xanthan ein. Beim Xanthan ist es wichtig, dass man es zuerst in einer kleinen Menge löst, weil wenn ihr es in die gesamte Flüssigkeit rührt, dann verklumpt es meistens. Wenn ihr kein Glycerin verwendet möchtet, dann löst ihr es nur in der Tinktur auf.
Schritt 2
In der Zwischenzeit könnt ihr das Öl und das Lysolecithin in ein Glas wiegen und gut verrühren. Das Wasser langsam unter Rühren dazu mischen. Das Lysolecithin ist etwas dunkler, daher wird euer Gel etwas dunkler werden als auf meinem Foto. Das Lysolecithin hatte ich in der ersten Rezeptur noch nicht verwendet, ist aber ein Emulgator, damit sich das Öl mit den restlichen Zutaten verbinden kann.

Schritt 3
Rührt dann langsam einen kleinen Teil vom Öl-Lysolecithin/Wasser-Teil zum Tintkur-Xanthan-Teil und vermischt es gut. Danach den Rest langsam einrühren.

Schritt 4
Damit sich der Gelbildner gut mit allen anderen Stoffen mischt, habe ich alles mit einem kleinen Mixer nochmal gut durchgerührt.

Wie man sieht, hat sich schon eine sehr schöne gelartige Struktur gebildet. Falls es jemand gerne fester haben möchte, kann man natürlich noch mehr Xanthan reingeben. Dafür Xanthan wieder in ein bisschen Flüssigkeit (Alkohol oder Glycerin) auflösen und nach und nach hinzugeben.

Schritt 5
Wenn ihr damit zufrieden seid, könnt ihr noch ätherische Öle hinzugeben. Es würde sich für unser Venengel Zypressenöl oder auch Zitronenöl sehr gut eignen.

Schritt 6
Als letzten Schritt darf das Venengel noch in Tiegel abgefüllt werden.

Ich habe noch nicht getestet, wie lange das Venengel halten wird. Aber ich denke es sollte ca. 2 Monate stabil bleiben, da wir relativ viel Alkohol drinnen haben. Die Tinktur selbst hält ja sehr lange, daher ist es besser immer kleine Mengen Venengel anzurühren, da es sehr schnell gemacht ist.

Eure Beine werden das Venengel lieben! Meine freuen sich auf jeden Fall schon darauf 😉

Hier sieht man nochmal die gelartige Struktur, die wunderbar leicht ist und schnell einzieht.

So einfach kann man aus Rosskastanien ein wertvolles Venengel selbst machen!


Ich bin schon sehr gespannt, wie euch das Venengel gefällt! Ich freue mich jetzt schon darauf es verwenden zu können und werde noch Ausschau nach weiteren Kastanien halten;-)
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