Leinöl – das flüssige Gold & Mühlviertler Leinölerdäpfel

Leinöl ist wohl eines unserer wertvollsten pflanzlichen Öle und wird vermutlich nicht nur wegen der wunderschönen Farbe als flüssiges Gold bezeichnet. Mit seinen Inhaltsstoffen sorgt es für unseren Körper und kann vielseitig verwendet werden. Aus meiner Heimat, dem schönen Mühlviertel stammt das Rezept der Leinölerdäpfel. Früher hatte dort der Lein einen sehr hohen Stellenwert, da durfte das Öl daraus natürlich nicht fehlen!

Gemeiner Lein (Linum usitatissimum)

Habt ihr schon mal Lein blühen sehen? Er hat eine wunderschöne hellblaue bis weiße Blüte! Wenn so ein blühendes Lein-Feld vor einem liegt, ist das schon etwas Besonderes! 

Der gemeine Lein - wertvolle Pflanze

Der Lein gehört zu einer der ältesten Kulturpflanzen und er stammt wohl aus Indien. Heutzutage wird er fast auf der ganzen Welt angepflanzt. Der gemeine Lein ist eine einjährige Pflanze, welche im Frühjahr ausgesät wird. Er kann etwa 50-60 cm groß werden und er bildet nach der Blüte kleine Samenkapseln, in denen etwa 6-10 Leinsamen liegen. 

Früher wurden vor allem die Fasern des Flachs, wie der Lein auch genannte wird, genutzt. Daraus entsteht der Leinen-Stoff, der im Laufe der Zeit großteils durch die Baumwolle abgelöst worden ist. Heutzutage ist eher der Fokus auf den Leinsamen und das gesunde Leinöl. Das flüssige Gold schmeckt ganz einzigartig und intensiv – ich liebe diesen Geschmack und verwende das Leinöl ganz oft. Früher war es ein günstiges und nahrhaftes Lebensmittel für die ärmeren Leute, daher wurden die Leinöl-Erdäpfel auch oft zubereitet. 

Flachs als Basis für Leinen

Das Leinöl

Inhaltsstoffe Leinöl

Das Leinöl ist ein Öl mit einem großen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Dabei weist es in etwa 55-58% Omega-3-Fettsäuren (Linolensäure) und 12-14 % Omege-6-Fettsäuren (Linolsäuren) auf. Also ein toller pflanzlicher Lieferant für Omega-Fettsäuren! Außerdem hat es viele Vitamine, wie B1, B2, B6, C, D, E, K und Provitamin A. Spurenelemente wie Eisen, Kalzium und Zink sind ebenso darin zu finden. Also ein mächtiges Powerpaket mit wunderbaren Inhaltsstoffen. 

gesundes Leinöl

Kurzer Exkurs Fettsäuren

Man spricht sooft von gesättigten und ungesättigten Fettsäuren. Aber was bedeutet das überhaupt? Fette zeichnen sich durch ein bestimmtes chemisches Grundgerüst aus. Dabei sind die Fettsäuren ein wesentlicher Bestandteil, dieses Grundgerüstes. Und so ein Fettmolekül ist immer so aufgebaut, dass es 1, 2 oder 3 Fettsäuren enthält. Diese können sich aber am Sättigungsgrad unterscheiden. Das heißt es kommt auf die Anzahl der Doppelbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen an.

  • Gesättigte Fettsäuren bestehen unter anderem aus einer Kette von Kohlenstoffatomen. Und diese sind mit Einfachbindungen miteinander verbunden. Man findet sie beispielsweise in Kokosöl, aber auch in tierischen Produkten.
  • Die einfach oder mehrfach ungesättigten Fettsäuren bestehen auch unter andrem aus einer Kette von Kohlenstoffatomen, haben aber eine oder mehrere Doppelbindungen. Man findet sie hauptsächlich in Pflanzenölen, Nüssen, Samen, aber auch in fettem Fisch. 

Verwendung und Wirkung von Leinöl

Der hohe Anteil an ungesättigten Fettsäuren macht das Leinöl besonders gesund. So wirkt es sich positiv auf das Herz-Kreislauf System aus und sorgt dafür, dass das Gefäßsystem gestärkt und gepflegt wird. Es ist gut für unsere Sehkraft und das Gehirn und stärkt die Konzentrationsfähigkeit. Neben diesen großartigen Eigenschaften hilft es unser Wohlbefinden zu steigern unterstützt auch unser Nervensystem. 

Bei trockener und rissiger Haut hilft das Öl äußerlich, sowie innerlich. Besonders bei entzündeter, ekzematischer und trockner Haut, ist das Leinöl innerlich, sowie äußerlich angewendet ein Traum. Äußerlich mischt man es am besten mit Jojoba und trägt es auf die betroffenen Hautstellen auf. Auch bei Magen- und Darmproblemen oder Entzündungen derer Schleimhäute hilft das Öl, diese wieder zu regenerieren. 

Zusammengefasst kann man Leinöl verwenden bei:

  • Trockner, rissiger Haut
  • Allergien
  • Neurodermitis
  • Senkung des Blutzuckers und Cholesterinspiegels
  • Positiv für die Herzgesundheit
  • Stärkt das Wohlbefinden
  • Linderung der Symptome bei Wecheljahrsbeschwerden
  • bessere Calciumverwertung

Lagerung und Aufbrauchen

Das Leinöl reagiert wegen seiner mehrfach ungesättigten Fettsäuren besonders stark mit Sauerstoff. Sprich, es wird unglaublich schnell schlecht! Hat man es geöffnet sollte man es innerhalb von vier Wochen verbrauchen. Daher Leinöl immer nur in kleinen Mengen kaufen. Nach dem Öffnen auch unbedingt im Kühlschrank aufbewahren. 

flüssiges Gold - Leinöl

Das Mühlviertel und der Lein

Ich bin im oberen Mühlviertel aufgewachsen und liebe die schöne, aber auch teilweise raue Gegend! Ein Teil, der mich schon immer besonders interessiert hatte, war der Lein und die Leinenproduktion! Denn der Flachs wurde bereits im 13. Jahrhundert von Bauern in dieser Gegend angepflanzt. Der Lein ist eine sehr genügsame Pflanze und kommt mit den Böden und den Klimaverhältnissen des Mühlviertels perfekt zurecht. So wurden die Fasern im Winter von den Frauen zu Garn versponnen und die Männer kümmerten sich um die Weberei. Über die Jahrhunderte entstand so ein schönes Gewerbe und Handelbeziehungen in viele Ecken der Welt etablierten sich. Das Mühlviertler Leinen machte sich einen guten Namen und sorgte für einen bescheidenen Wohlstand. 

alter Webstuhl

Und gutes Leinen trägt sich auch so gut! Ein luftiges Leinenkleid im Sommer oder eine gute Bettwäsche aus Leinen – was gibt es Schöneres? Leider kam es im im Laufe des letzten Jahrhunderts mit dem Import von der wesentlich günstigeren Baumwolle zu einem Rückgang der Produktion. Viele Betriebe mussten schließen, aber auch einige traditionsreiche Betriebe konnten sich spezialisieren und manch neue Unternehmen starten mit dem wertvollen Lein wieder durch.

*Unbezahlte Werbung – ich schwärme ein bisserl über die schönen Mühlviertler Produkte 
Viele der Betriebe kenne ich, wie zB Leitner Leinen, die so traumhaft schönes Leinen herstellen. Dort habe ich mir beispielsweise Leinen für meinen Dirndlleib geholt. Es liegt im Nachbarort und im Geschäft neben der Fabrik in Ulrichsberg kann man sich auch Leinen von Meterware zuschneiden lassen. Die Weberei Viehböck in Haslach ist auch so ein Traditionsbetrieb, der noch die gute Qualität lebt und so auch Partner und Lieferant für die Grüne Erde ist!

Wenn ihr das textile Handwerk auch so liebt und schätzt wie ich, kann ich euch den Webermarkt in Haslach empfehlen. Er wird alle zwei Jahre im Sommer veranstaltet. Dort findet man Weber und Textilkünstler aus Österreich und vielen anderen Ländern. Die Aussteller werden von einer Jury ausgewählt und dürfen am Markt ihre Kunstwerke darbieten. Termine könnt ihr hier finden. Im Textilen Zentrum in Haslach kann man ganz viel über die Geschichte und auch der Gegenwart von der textilen Herstellung erfahren.

Heute geht es aber mehr um das Leinöl und weniger um meine geliebte Textilkunst 😉 Super leckeres und qualitativ gutes Leinöl mag ich sehr gerne von farmgoodies oder von der traditionsreichen Haslacher Ölmühle

Leinöl - gesunder Genuss

Rezept Mühlviertler Leinöl-Erdäpfel

Die Mühlviertler Leinöl-Erdäpfel waren früher eher ein Arme-Leute Essen. Ich finde sie sehr lecker und sättigend. Wer mag kann die Erdäpfel noch mit geräuchertem Fisch (Lachs, Forelle,…) verfeinern.

Zutaten für die Leinöl-Erdäpfel

Das Rezept ist für 4 Personen berechnet:

  • 1 kg Kartoffeln
  • 150 ml Milch
  • Salz, Pfeffer und Muskat zum Abschmecken
  • Leinöl (Menge nach eigenem Geschmack)
  • optional: Joghurt oder Sauerrahm, geräucherter Fisch, frische Kräuter

Zubereitung der Leinölkartoffeln

  • Zunächst die Kartoffeln weich kochen.
  • Anschließend schälen und blättrig schneiden.
  • In einer Pfanne die Milch erhitzen und die Kartoffeln dazu geben. Immer wieder umrühren, bis sich beides sämig miteinander verbunden hat.
  • Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken und danach mit Leinöl übergießen und nochmals gut vermischen.
  • Auf dem Teller anrichten und einen Löffel Joghurt oder Sauerrahm sowie den geräucherten Fisch und die Kräuter oben darauf geben.
  • Wer mag kann nochmals einen Löffel Leinöl darauf verteilen.
Genuss pur: Erdäpfel mit Leinöl

Es gibt so viel über den Lein zu erzählen, heute ging’s ja „nur“ um das Leinöl, aber auch die Leinsamen sind so vielseitig verwendbar. Wie zB als wohltuende Leinsamenauflagen bei Nasennebenhöhlenentzündungen. Aber jetzt lasst euch erst mal das Leinöl schmecken – alles Liebe und bleibt gesunde, Eure

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