Knospen – die Kraft der Bäume und ihre Heilwirkung
Schon fast vergessen war das Wissen um die Kraft der Bäume und ihrer Knospen – in den letzten Jahren gewinnt es wieder mehr an Bedeutung. Man liest wieder häufiger über die Heilwirkung der Knospen oder über die sogenannte Gemmotherapie. Ein faszinierendes Wissensgebiet, mit dem ich mich gerade näher beschäftige. Es gibt noch so viel zu lernen, aber es macht Spaß immer wieder etwas neues zu entdecken und die unglaubliche Kraft der Natur zu spüren. Was sich hinter den Begriffen versteckt und was man daraus alles machen kann, zeige ich euch heute!
Der Frühling steht im Zeichen des Neubeginns und auch die Bäume stehen sprichwörtlich im Saft und ihre Knospen tragen all dies in sich!

Knospen & ihre Kraft
Knospen werden bereits viele Monate, bevor sie sich öffnen gebildet und können im Frühling, wenn sie ihre höchste Wachstumskraft in sich tragen geerntet werden. Die Knospen sind so unglaublich wertvoll, da sie alle lebenswichtigen Informationen der Pflanze beinhalten. Bäume verjüngen sich mit Hilfe ihrer Knospen von Jahr zu Jahr neu – also eine wahrer Jungbrunnen, der in früheren Kulturen sehr geschätzt wurde. Auch Tiere bedienen sich dieser Kraft – die Kraft der Bäume und des Neubeginns des Frühlings!
Warum wirken Knospen?
Bäume verjüngen und wachsen mit den Knospen, d.h. in ihnen befindet sich pflanzliches Embryonalgewebe – alle Informationen über den Baum sind darin gespeichert und die Wachstumskräfte sind darin am höchsten. So kann zB ein Olivenbaum, der hunderte Jahre alt werden kann, sich trotzdem jedes Jahr mit neuen Triebspitzen verjüngen und ist so ein Musterbeispiel für die ewige Jugend!
Bäume versenden Informationen über Phytohormone, das sogenannte Nervensystem des Baums, und steuern so viele Prozesse. Dazu zählt zB Auxin, ein Wachstumshormon, welches die Elastizität der Zellwände erhöht und dadurch sein Streckungswachstum fördert. Weiters schützt es den Baum vor Bakterien, Pilzen oder Viren. Gibberelline sind auch Wachstumshormone, die das Gesamtwachstum der Pflanzen beeinflusst und somit zB einen Zwergwuchs verhindern. Das sind nur zwei Beispiele, die das Wachstum der Knospen beeinflussen und als Wirkstoffe in ihnen zu finden sind.
Auch Chlorophyll, das immunstärked, zellschützend und zB antibiotisch wirkt ist im Embryonalgewebe enthalten. Weitere Beispiele sind Carotinoide, Saponine oder Polyphenone. All das sind aktive Pflanzenwirkstoffe, die ebenfalls zellschützend, wundheilend oder zB antioxidativ wirken.

Das pflanzliche Embryonalgewebe befindet sich aber nicht nur in den Knospen, sondern auch in anderen Teilen des Baumes. Hier ein paar Beispiele:
- Kätzchen – zB von der Hasel oder Birke.
- Blätter – junge Blätter von vielen Bäumen, wie zB Birke oder Linde. In einen Smoothie verarbeitet, integriert man sie ganz einfach in den Alltag!
- Blüten – ihre Knospen, bevor sie vollständig aufgegangen sind – zB von Kirsche oder Apfel.
- Triebspitzen – noch junge Triebspitzen von vielen Bäumen, zB von Fichten oder Tannen.
- Baumwasser – wenn der Baum im vollen Saft steht, kann man Baumwasser, von zB der Birke, ernten – sehr entgiftend!
- Samen – von vielen Bäumen, zB Ahorn.
Knospen wirken für uns Menschen in den Zellen – sie regenerieren, harmonisieren und aktivieren!
Die Gemmotherapie
Wenn man sich mit Knospen beschäftigt, findet man auch immer den Begriff Gemmotherapie. Er wird von dem lateinischen Wort „gemma“ abgeleitet, der so viel wie Knospe oder Auge bedeutet. Sie wurde von dem belgischen Arzt Dr. Henry Pol in den 50er Jahren begründet, also ist noch relativ jung. In Frankreich wurde das schon damals als Therapieform aufgenommen und ist dort schon etabliert. Bei uns im deutschsprachigen Raum ist die Gemmotherapie noch eher unbekannt.
In der Gemmotherapie werden Heilmittel aus frischen Pflanzenteilen, wie zB Knospen oder Triebspitzen/-sprossen hergestellt. Die Kraft der Knospen und anderer Pflanzenteile wird so eingefangen und kann das ganze Jahr über eingesetzt werden.

Wie unterscheidet sich die Gemmotherapie zur Pflanzenheilkunde?
Die Gemmotherapie ist ein Teil der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie), sie fokussiert sich aber auf bestimmte Pflanzenteile. Die Knospen, die hauptsächlich zum Einsatz kommen, strotzen nur so von den wachstumsaktiven und erneuernden Stoffen und diese sollen auch die Reparatur- und Wachstumseigenschaften im Körper anregen. Die Heilmittel der Gemmotherapie sprechen also die Zellen, dort wo neues Leben entsteht, an und unterstützen sie mit ihren Stoffen aus dem pflanzlichen Embryonalgewebe.
Bei der traditionellen Pflanzenheilkunde betrachtet man eher die Wirkung der Inhaltsstoffe der Pflanze auf bestimmte Organe und nicht auf die Wirkung in den Zellen. Daher ist die Gemmotherapie eine spezielle Ausprägung der Phytotherapie.
Selber sammeln und anwenden – was ist zu beachten?
Beim Sammeln von Knospen ist folgendes zu beachten:
- Wichtig ist, dass ihr nur jene Knospen und Pflanzenteile sammelt, die ihr auch kennt!
- Die Knospen können noch geschlossen oder schon leicht geöffnet sein.
- Wenn ihr zB im Frühling einen Baumschnitt macht, könnt ihr die vorhandenen Knospen von den abgesägten Ästen wunderbar verarbeiten! Ansonsten dürfen nur ganz wenige Knospen pro Ast gesammelt werden – maximal ein Drittel – aber eher weniger! Mir gefällt dieser Richtwert sehr gut:
Äpfel sammelt man in Kübeln, Kräuter im Korb und Knospen im Fingerhut!
- Und man braucht auch nicht viel um ein Gemmomazerat herzustellen – die Knospen beinhalten geballte Kraft, daher wirklich behutsam mit der Natur umgehen!
- Nur an trockenen Tagen und am besten zur Mittagszeit sammeln. Sehr gut eignen sich Tage um den Vollmond.
- Wenn ihr sie gesammelt habt, bitte schnell weiterverarbeiten, damit die wertvollen Inhaltsstoffe erhalten bleiben!

Welche Knospen für was?
Ich habe ein paar Beispiele für euch gesammelt, wie man welche Knospen einsetzen kann:
- Linden- und Rosenknospen: bei großer Stressbelastung, zur Regeneration
- Weiden- & Birkenknospen: Entzündungshemmend
- Rosskastanie: Stärkung der Venen
- Weißdornknospen: Blutreinigend
- Himbeerknospen: schmerzlindernd bei Frauenleiden
- Johannisbeerknospen: Entzündungshemmend und ist kortisonähnlich!
Gemmo Mazerat selbst herstellen
Um die wertvollen Inhaltsstoffe der Knospen zu extrahieren verwendet man ein Alkohol/Glycerin Gemisch. Dabei gehen die Mischverhältnisse in der Literatur etwas auseinander. Teilweise wird nur Alkohol und Glycerin zu gleichen Teilen verwendet und teilweise wird es mit Wasser gemischt. Ich habe mich entschieden Glycerin, Alkohol (Weingeist) und Wasser zu gleichen Teilen zu mischen und darin die Knospen zu extrahieren.
Ich nehme dazu nur wenige Knospen (rund 1 Gramm) und mische sie mit rund 100g von dem Alkohol/Glycerin/Wasser Gemisch und lasse sie dann 2-3 Wochen darin ausziehen. Danach wird das Extrakt abgeseiht und in dunkle Flaschen gefüllt.
Apfelknospen-Öl gegen Kopfschmerzen nach Hildegard von Bingen
In den letzten Jahren habe ich fast nur die Triebspitzen der Fichten- und Tannen verwendet und daraus einen Hustensirup oder ein schmackhaftes Wipfergelee gemacht. Dieses Jahr versuche ich mich an einem alten Rezept nach Hildegard von Bingen – ein Apfelknospen Öl gegen Kopfschmerzen! Ich finde alte Rezepte immer faszinierend und probiere diese auch gerne aus. Die neue Gemmotherapie löst ja Stoffe in einem Glycerin/Alkohol Gemisch wie oben beschrieben. Die Apfelknospen können auch so extrahiert werden, wenn man lieber mit der neuen Methode arbeitet!
Was brauchen wir dazu?
- 100ml Olivenöl
- 1-2 TL Apfelknospen
- verschließbares Glas
- Küchenrolle und Faden

Herstellung
Die Herstellung ist ganz einfach. Gebt die Apfelknospen in ein Glas und übergießt sie mit dem Olivenöl. In den ersten Tagen deckt das Glas mit der Küchenrolle ab und fixiert es mit dem Faden, damit Feuchtigkeit noch entweichen kann. Danach verschließt ihr das Glas mit einem Deckel und lasst es für 1-2 Wochen an einem sonnigen, warmen Ort ausziehen. Anschließend kann es abgeseiht werden.

Das Apfelknospen-Öl lagert ihr am besten kühl und dunkel. Lt. Hildegard von Bingen reibt man sich bei Migräne damit die Stirn ein.
Es ist wirklich schade, dass vieles Wissen von früher komplett verloren gegangen ist! Es gibt aber schon einige tolle Bücher zu dem Thema und ich kann von Gabriela Nedoma – Knospen: und die lebendigen Kräfte der Bäume nur empfehlen! Also haltet die Augen offen, wenn ihr durch den Wald spaziert und denkt dran, welche Kraft die wunderbaren Bäume haben!
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Ich bin gerade neu auf deine Webseite gestossen und lese und lese und lese. Sehr spannend und viele tolle, neue Ideen!
Ich habe gerade noch die letzten Birkenknospen geerntet (lebe momentam in Lappland) und würde sie gerne in eine Salbe/Körperbutter einrühren. Geht das?
Kann ich auch ein Ölauszug mit Birkenknospen machen, wie das Apfelknospenöl? Und könnte man auch einen Heisauszug machen?
Ganz ganz herzlichen Dank für dein Wissen! Fühle mich sehr bereichert! Leonie
Hallo liebe Leonie,
das freut mich und ich nehme an du hast herrliche Natur um dich herum! Ja natürlich, das kannst du genauso machen und sowohl Kalt- als auch Warmauszug würde dafür gehen!
Ganz viel Freude beim Ausprobieren und alles Liebe zu dir,
Doris
Liebe Doris!
Ich liebe deine super tollen Beiträge und deine wunderschöne Hompage. Einfach ein Genuss für Körper , Seele und Geist. Du bist ein wunderbares Licht in gerade dieser herausfordernden Zeit!
Danke, das du uns so freigibig dein Wissen mit so viel Liebe vermittelst.
Im Sinne der SALUTOGENESE.
Sei gesegenet…..DU BIST GESEUND!
Herzlichst Barbara
Hallo liebe Barbara,
ohhhhhh vielen lieben Dank für deine liebe Nachricht und deiner wundervollen Worte – das freut und berührt mich total!
Bleib auch du gesund und alles Liebe und Gute für dich,
Doris
Hallo Doris, ich lese Deine wunderbaren Berichte sehr gerne. So vieles habe ich schon angewendet. Nun meine Frage: Meine Gemmomazerate setzte ich bisher so an. Knospen abwiegen, z. B. 4 Gramm, 40 Ml. Alkohol 95%, 40 Ml. Glycerin, 20 Ml. Wasser. In welchem Verhältnis soll ich das am Schluss nun verdünnen? Muss ich das überhaupt? Die Angaben in Büchern sind wirklich ganz unterschiedlich. Danke für Deine Antwort.
Liebe Anna,
vielen lieben Dank für deine Nachricht! Das stimmt, es gibt hier viele unterschiedliche Angaben. Ich verdünne meine Gemmo-Mazerate nicht mehr, sondern nehme sie dann pur ein! Also du musst sie nicht mehr verdünnen, aber ich glaube da gibt es auch kein richtig oder falsch.
Ganz liebe Grüße zu dir,
Doris
Liebe Doris, ich wüsste wirklich gerne warum man Glycerin nimmt, für mich ist das irgendwie nicht stimmig, da dieser Stoff ja natürlich nicht vorkommt oder?
Danke für deine schöne Seite!
Hallo liebe Judith,
Glycerin benötigt man, um die wertvollen Stoffe aus den Knospen lösen zu können. Alleine durch Alkohol würde das nicht gehen. Nur mit Hilfe des Glycerins können wir sie verfügbar machen. Das wurde von Dr. Pol Henry erforscht. Glycerin ist ein Stoff, der zB natürlich in unserer Haut vorkommt. Man verwendet ihn oft in Cremen, da er für eine gute Feuchtigkeit sorgt und sehr tief in die Haut eindringen kann. Ich würde aber nur natürliches Bio-Glycerin kaufen und verarbeiten. Ich hoffe das erklärt deine Frage ein wenig?
Ganz liebe Grüße, Doris
Liebe Doris,
Ich finde dein Rezept bzw. Mischverhältnis sehr stimmig, da man nur wenig Knospen braucht!
Meine Frage lautet:
Wenn ich 10g Knospen habe wie sieht dein Mischverhältnis dann aus, wie viel genau verwende ich von Wasser, Glycerin und Alkohol?
Ich würde mich sehr über deine Antwort freuen!
Vielen Dank
Liebe Johanna,
das freut mich dass dir mein Rezept gut gefällt. Für 10g Knospen würdest du 1000g Auszugsmaterial verwenden. Wenn du es zu gleichen Teilen aufteilst brauchst du 333,3 g Weingeist, 333,3g Wasser und 333,3g Glycerin – du kannst die Werte natürlich runden.
Ich hoffe das hilft dir weiter, falls du noch fragen hast, sag mir einfach Bescheid.
Alles Liebe, Doris
Ein super interessantes Thema liebe Doris! Meine erste Kräuterwanderung im Jahr gilt auch immer der Kraft der Bäume! Als Kräutermensch hab ich ja den Blick immer auf die Erde mit ihren Kräuterschätzen gerichtet, die Bäume und ihre Knospen heben unseren Blick nach oben, eine tolle Perspektive!
Liebe Walpurga,
wie schön, dass du die Kraft der Bäume schon so einbeziehst! Ich staune immer wieder wie kraftvoll so ein Wald ist – einfach nur schön!
Mir geht es auch oft so, wenn ich auf Kräutersammeln aus bin, dass ich mehr am Boden schaue – aber dann nehme ich mir oft bewusst wieder Zeit und lasse den Blick schweifen – sehr schön und überraschend, was man da oft entdeckt 🙂
Alles Liebe zu dir,
Doris